Peter Paul Rubens und Köln – eine besondere Zuneigung ganz frei nach dem Motto „Liebe deine Stadt“
„Ich habe eine große Vorliebe für die Stadt Köln, weil ich allda geboren und erzogen bin bis ins zehnte Jahr meines Lebens“, so der Maler Peter Paul Rubens im Jahr 1637.1
Peter Paul Rubens. Er gehörte zu den Meistern der Barockmalerei und noch heute ist er ein gefeierter Künstler. Zurzeit widmet sich das Städel mit einer großen Ausstellung dem unternehmenstüchtigen und auch politisch aktiven Maler. Dabei beleuchtet das Frankfurter Museum in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien einen neuen Aspekt seines Schaffens, seine Vorlagen- bzw. Musterbücher mit zah lreichen Skizzen, die er immer wieder für seine Gemälde nutzte. Dabei entlehnte er viele Figuren seinen Vorbildern wie Tintoretto oder Tizian, aber auch antike Stauen und Plastiken studierte Rubens und legte sich diese Motive als Vorlagen an. Es ist ein komplett neuer Aspekt. Rubens gehört zu den Malern, die gründlich erforscht wurden, zahlreiche Museen widmeten sich immer wieder Rubens Schaffen und Leben mit großen Ausstellungen. Daher bleibt es schwierig weniger beleuchtete Facetten des Künstlers aufzuzeigen.
Ein weiterer Punkt, der nur Wenigen bekannt ist, ist, dass der Barockmaler einige Zeit in Köln lebte, von 1578 bis 1589, und ihn diese Stadt ein Leben lang am Herzen lag. Ursprünglich in Siegen geboren und häufig als Antwerpener benannt, verbrachte er seine frühen Kindheitsjahre in Köln. War es vielleicht seine erste Liebe?
Rubens Vater und Mutter lebten 19 Jahre in Köln. Jan Rubens, Vater Peter Pauls, wurde sogar nach seinem Tod 1587 in Sankt Peter in Köln begraben. Aus religiösen Gründen musste Jan Rubens, angesehener Jurist, vor der Geburt seines Sohnes, aus Antwerpen fliehen. Philipp II. von Spanien und Landsherr Antwerpens wollte den Katholizismus dort wieder verbreiten und ließ die Calvinisten, zu denen Jan gehörte, er war reformiert, zahlreich töten. Eine Flucht war demnach nötig, um weiterleben zu können. Die Familie Rubens floh nach Köln und durfte dort aufgrund des Vermögens und der Stellung Jans als Rechtsanwalt leben. Nun wurde Jan aber später ein Verhältnis, das weit über eine rechtliche Vertretung hinausgegangen sein soll, zu Anna von Sachsen, der Gattin Wilhelms von Oranien, die ebenfalls in Köln lebte, nachgesagt. Jan wurde von Wilhelm in Siegen verhaftet und eingesperrt. So reiste Maria, Mutter Peter Pauls, nach Siegen, um bei ihrem Mann zu sein. In dieser Zeit, in der die Familie Rubens in Siegen verweilen musste, wurde Peter Paul geboren. Im Jahr 1578 dann, als Peter Paul ein Jahr war, ging es für die Familie wieder zurück nach Köln. Dort verbrachte er letztlich seine ersten Lebensjahre.
Zwei Werke des berühmten Künstlers befinden sich in Köln, immer noch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sogenannte Teppiche, die den Triumph der Eucharistie thematisieren, wiederentdeckt. Rubens schuf diese für den Kölner Dom und lange Zeit gerieten sie in Vergessenheit. Diese werden nun einmal jährlich gezeigt. Ein weiteres Werk, eines aus Rubens Spätwerk, kurz vor seinem Tod entstanden, fertigte der Meister für die Pfarrkirche seiner Kindertage, Sankt Peter, an, „Die Kreuzigung Petri“. Es ist heute noch in Sankt Peter zu sehen. Auch wenn es zwischenzeitlich einmal in Paris verweilte. Dies aber eher unfreiwillig sozusagen. Im Jahr 1749 wurde es von französischen Revolutionstruppen in den Louvre geschafft, doch die Kölner Bevölkerung war damit nicht einverstanden und kämpfte darum, bis es 1815 nach Napoleons Fall wieder zurück kam. Seit 2004 hängt das Gemälde an der Stirnwand des südlichen Seitenschiffs.
Das Werk „Die Kreuzigung Petri“ gehört zu Rubens großen Meisterwerken. Hierbei hatte er freie Hand bezüglich der Motivwahl, was seiner Anerkennung als Maler seiner Zeit und seinem Können zuzurechnen gewesen sein muss. Das Thema der Leiden des Petrus war eines, dass Rubens gerne noch realisieren wollte. Entstanden ist ein Bild, das unheimlich, dunkel und schreckenshaft, aber auch in seinem religiösen Motiv hell und sakral war. Dargestellt ist der Apostel Petrus, der von fünf Männern kopfüber und halbnackt ans Kreuz genagelt wird, wohl der schrecklichste Moment, den Petrus überhaupt erleben konnte. In typischer Manier, zeigt Rubens eindrücklich durch seine Farbgestaltung, wie ein Bild realistisch und erschreckend wirklich dargestellt und wirken kann. Der Engel am Himmel aber verspricht Hoffnung für Petrus, schon bald wird er gen Himmel und somit ins Paradies aufsteigen. Zugleich ist das Werk auch als ein Bekenntnis an die Gegenreformation, an die katholische Kirche zu verstehen. Rubens war lange für die spanische Krone als Diplomat tätig und diese war katholisch. Petrus Kleider, die am Bildrand dargestellt sind, sind die Kleider des Papstes, zudem schaut Petrus demonstrativ auf die Kleider und nicht gen Himmel, demnach setzt Rubens Petrus Leiden mit den Leiden des Papstes durch die Reformbewegungen gleich. Rubens sagte über das Bild selbst, dass es „eines der besten Werke, die meine Hand geschaffen hat“.2
Die Gründe, die Peter Paul Rubens hatte, dieses Bild nach Köln zu geben, obwohl er für Könige und hochrangige Kirchenmänner malte, liegt auf der Hand. Es ist seine Beziehung zu Köln. Nicht weit weg von Sankt Peter lebte Rubens einst und sein Vater wurde dort begraben. Es war wohl eine emotionale Entscheidung diesen Auftrag anzunehmen.
„Mittlerweil hab ich Verlangen getragen, nach einer so langen Zeit, dieselbe noch einmal zu sehen“,3 sagte der Maler 1637, nachdem er wieder in Antwerpen lebte und sich nach Köln zurücksehnte. Doch seine Sehnsucht nach Köln wurde nicht erfüllt.
2 http://www.aachener-nachrichten.de/lokales/region/kleine-kirche-grosser-rubens-st-peter-und-sein-kunstschatz-1.718132
Blogbeitrag von Sabrina Tesch
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