Damals habe ich erst rebelliert, bis immer mehr der Anspruch an mich selber wuchs und ich begriff, dass sie in diesem Punkt leider Recht hatte…
In der handwerklichen Fähigkeit des Zeichnens entwickelt sich die Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit mit wenigen Linien und Formen Kompositionen zu erfinden, die sich von der Gegenständlichkeit entfernen und dann auch funktionieren! Funktionieren in dem Sinne des Verhältnisses der Elemente zueinander, die dann ein Ganzes ergeben. Eine Komposition, die die Aufmerksamkeit halten kann, eine spannende Linienführung hat, oder einen interessanten Wechsel von Farben, Kontrasten und Proportionen.
Das beste und bekannteste Beispiel für diesen Prozess bildet das Werk Picassos.
An der Uni in Bonn saß ich in einer Vorlesung in Kunstgeschichte und kippte fast vom Stuhl, als ich mit den Bildern eines Genies konfrontiert wurde, der bereits mit 15 Jahren die Fähigkeit besaß ein Selbstportrait zu malen.Ein Portrait, das Tiefe, Kontrast und ein Gespür für Licht inne hatte, die ich bis dato selber nicht erreichen konnte.
Es ist schon fast eine philosophische Frage; Wie weit kann ich zum Beispiel einen Ochsen auf wenige Striche reduzieren, dass er immer noch als solcher erkennbar ist. Wo fängt eine allgemeingültige Erkennbarkeit an?
Ein weiteres und ebenso krasses Beispiel ist Piet Mondrian, bekannt für reduzierte Kompositionen, die eher an Rubik Würfel erinnern, als an Naturabbildungen zum Beispiel.
Dabei fand Mondrian die Abstraktion zum Beispiel in Bäumen, in knochigen Ästen, die immer kantiger wurden, Farben, die sich immer weiter reduzierten. Bis er schließlich die Konsequenz aus der Reduktion zog und nur noch eine grafische Struktur aus wenigen Grundfarben, sowie schwarz und weiß als Gemälde deklarierte. Im Kontext der Kunstgeschichte jener Zeit ein mutiger Schritt!
http://www.lpg.musin.de/kusem/lk/abstr/abst.htm
https://www.artsy.net/article/matthew-how-mondrian-went-abstract
Als Kunstschüler oder Student dauert es mal länger, mal kürzer die Kenntnisse und Fähigkeiten zu erlernen und es ist nicht einfach sich immer wieder mit denselben „Anfängerfehlern“ auseinander setzen zu müssen. Man will das Blatt vor sich anschreien und ihm sagen: „DANN ZEICHNE DICH DOCH SELBST!“
Doch, wer einmal einen Schritt geschafft hat, einen sogenannten „Aha-Moment“ hatte, der weiß, dass sich die Geduld am Ende auszahlt, es immer mehr solcher Momente geben wird. Erfolgsmomente, bei denen selbst Freunde oder Bekannte anerkennend nicken. Es ist wie ein Blitz der durch einen durchfährt und danach ist es unmöglich wieder Schritte zurück zu machen. Es geht aufwärts! Seht euch dazu immer wieder eure alten Zeichnungen und Gemälde an und seid stolz auf die Entwicklung! Wenn man es ernst nimmt, darf man keinen Punkt vernachlässigen und muss sich den Studien zu Perspektive, Proportion und Schattierung hingeben. Überspringen von Methoden heißt leider auch, dass man die Fehler übernimmt und sie sich immer wieder in die Bilder einschleichen.
Okay I’m coevdncni. Let’s put it to action.