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01 Juni, 2018   |     |   0

Comics – eine besondere und gar nicht so neue Kunstform

Comics sind seit jeher beliebt. Nicht nur bei Kindern, auch bei vielen Erwachsenen sorgen sie für Freude im Alltag. Es gibt sie in Buch- und Heftform, als Comicstrips in Zeitungen und Zeitschriften oder gar als Graffitis. Seit Serien wie der „Big Bang Theory“ wurden Comics noch bekannter und das nicht nur für die sogenannten Nerds. Aber können Comics auch als Kunstform betrachtet werden? Als eigenständiges Genre der künstlerischen Kreativität? Schon einmal deutlich ist, dass Comics eine eigenständige Kommunikationsform sind.

Tatsächlich gibt es Comics in einfacher Form bereits seit der Antike, so können beispielsweise Keramikbemalungen der Römer, die eine Geschichte erzählten, als antike Form des Comics angesehen werden. Im frühen Japan erzählten Tuschezeichnungen zum Beispiel auch kleine Geschichten. Im mittelalterlichen Europa gab es in der Webekunst in Form von Teppichen kleine Bildergeschichten, die zum Beispiel von Eroberungen berichteten. Auch die Kirche nutzte Bilder und Bildergeschichten, um ihre Botschaften zu verbreiten. Da der Großteil des Volkes nicht lesen konnte, war dies eine eingängige Form die Geschichte der Bibel und so die Lehren über Tugend und Moral zu transportieren. Friedrich Schiller erzählte der Welt mit „Avanturen des neuen Telemachs“ eine Geschichte mit Bildern und Text, also bereits eine Form des Comics. Und bereits Goethe liebte diese Form der zeichnerischen Unterhaltung.

Seit Urzeiten also konnte sich diese Form der Illustration entwickeln und zu ihrer heute populären und beliebten Form heranwachsen. So wurden Comics immer wieder von der Filmindustrie aufgegriffen und filmisch umgesetzt. Bekannt sind derzeit zum Beispiel die umgesetzten Filme von Marvel oder DC. Das zeigt ihre Durchschlagskraft. Es gibt auch ein eigenes Forschungsfeld zu der Entwicklung und der Geschichte des Comics.

In England im 18. Jahrhundert entwickelte sich das Comic zu einer witzigen und humoristischen Kommunikationsform. In dieser Zeit erhielt es auch den bezeichnenden Namen. Das englische 

Adjektiv „comic“ für komisch, witzig, ulkig gab dem eigentlichen Comic seinen Namen und bleib bis heute, auch in Deutschland, gebräuchlich. In Deutschland hieß das Comic erst noch ganz einfach

 „Bildergeschichte“, erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dann auch der englische Begriff verwendet. Zunächst waren Bildergeschichte und Comic aber Konkurrenten. Die Bild

ergeschichte wurde als qualitativ hochwertiger angesehen, die Grenzen verschwammen zunehmend. Und heute ist das Comic als gängiger Begriff bekannt. Mangas aus Japan haben einen ebenso gebräuchlichen Namen, sind aber im Grunde wie Comics und als solche vielleicht auch zu betrach

ten. Manga bedeutet „spontanes Bild“ und bezeichnete zunächst japanische Holzschnitte, bis es sich dann in den comichaften Stil entwickelte.

Erst in den 1990 Jahren etablierte sich die heutige Definition des Comics als eigenständige Kommunikationsform.

Scott McCloud, ein amerikanischer Comic-Künstler und dazu Theoretiker, definierte es folgendermaßen: „zu räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen“.1

Als Urvater des Comics benannte McCloud Rodolphe Töpffer, den seinerzeits bereits Gothe bewunderte. „Wenn er künftig einen weniger frivolen Gegenstand wählte und sich noch ein bisschen mehr zusammennähme, so würde er Dinge machen, die über alle Begriffe wären.“2

In den 1930er Jahren wurden die ersten reinen Comichefte veröffentlicht, zunächst in Frankreich und Belgien, so zum Beispiel „Tim und Struppi“. Zuvor gab es sie in Form von Comicstrips in den Zeitungen. Bereits in den 20er Jahren waren Comics unter Erwachsenen als gängige erotische Lektüre verbreitet, um so die Fantasie anzuregen. Zu dem Zeitpunkt allerdings wurden sie nur unter dem Ladentisch verkauft. Genannt wurden sie „Tijuana Bibles“, da sie oft in Hotels oder Motels, die in der Nähe der mexikanischen Grenze lagen, im Nachttisch anstelle der echten Bibel zu finden waren. In den 1950er Jahren kamen die ersten Proteste gegen Comics, sie seien zu gewaltverherrlichend und es wurde versucht, ein Zusammenhang zwischen Jugendkriminalität und dem Lesen von Comics herzustellen. Ähnlich ist heute die Thematik mit Videospielen. Bis heute hat sich aber kein Zusammenhang zwischen Kriminalität und dem Comicbuchkonsum herstellen lassen.

In Deutschland wird das Comic auch als Bildergeschichte bezeichnet und definiert. Demnach kann klar und kurz festgehalten werden, dass das Comic eine Sequenz aus Bildern ist, die eine Geschichte erzählen, Teil des Comics kann dazu auch ein begleitender Text in Form von zum Beispiel Sprech- oder Denkblasen sein. Illustrationen, Karikaturen und Cartoons sind häufig Teil eines Comics, das den Überbegriff darstellt. Die Abgrenzungen zum Comic allerdings sind recht unscharf. Elemente wie Sprechblasen in Kombination mit Bildern kommen oft auch in Illustrationen oder bei Karikaturen vor. Auch die Grenze zur Literatur wird im Comic häufig überschritten, so dass so manche Comics als literarische Werke bezeichnet werden können. Benannt werden sollte hier auch Wilhelm Busch, der das Comic bzw. die Bildergeschichte oft als Form für seine Werke wählte.

Es gibt ganz unterschiedliche Formen und Inhalte eines Comics. Comicstrips, Comicbücher, Graphic Novels, Comicbücher. Diese variieren auch durch kulturelle Gegebenheiten der verschiedenen Länder, so zum Beispiel sind in Amerika die Superheldenversionen stetig beliebt. In Japan werden Mangas, oft auch erotische Mangas, favorisiert. Ab den 1990er Jahren wurden die Mangas dann auch in anderen Ländern beliebt. In diesen Jahren fanden auch mehr und mehr sogenannte Graphic Novels an Rang und Namen. Dies sind Comics, die ganze Geschichten erzählen ähnlich von Romanen, halt nur mit Bildern. Veröffentlicht wurden diese mit Hard- oder Softcover.

Die Formensprache des Comics ist besonders, das liegt natürlich erstmals daran, dass das Comic hauptsächlich aus Bildern besteht. Es transportiert Botschaften anhand einer bestimmten Symbolik und kurzen Texten, die zum Beispiel in Form von Sprechblasen in der Geschichte weiterführen. Bewegungen, Handlungen, Töne werden anhand von bestimmten Symbolen vermittelt, die sich im Laufe der Geschichte des Comics entwickelt hatten. Oft werden die Charaktere anhand äußerlicher Merkmale, die in der Illustration betont werden, stilisiert.

Doch herrschen immer noch Klischeevorstellungen und Abwertungen vor. Comics seien minderwertige Kunst, trivial und auch mit Schmuddelkram beladen, sofern überhaupt als Kunst betrachtbar, sie können nicht beanspruchen Kunstwerke zu sein, Comiczeichner seien keine richtigen Künstler. Der Beruf des Comiczeichners leidet in Deutschland noch an zu wenig Akzeptanz, 

Comickünstler bezeichnen sich eher als Illustratoren oder Graphiker. Im Comic kann sich sowohl Literarisches als auch Künstlerisches vermischen und oft zum Nachdenken anregen. Hier zeigt sich die besondere Qualität eines Comics. Denn auch Malerei ist nicht direkt hochwertiger und qualitativ bedeutender, nur weil es den Titel Malerei trägt. Doch bis heute setzte sich das Comic nicht als eigenständige und unabhängige Kunstform durch. Zu schnell sei es gezeichnet, oft als Kritzeleien verrufen, und die Inhalte seien zu einfach. Das dies nicht stimmt, beweisen eine Vielzahl an hochwertiger Comics. Auch Künstler selbst machten sich das Comic zu Nutze, so zum Beispiel Roy Lichtenstein oder auch Andy Warhol. Und auch inhaltlich gibt es Comics, die in die Sparte inhaltsreiche Literatur fallen können. So zum Beispiel bearbeitet das ComicMaus – Die Geschichte eines Überlebenden“ von Art Spiegelmann das Thema des Holocausts. Viele Comickünstler griffen in ihren Werken sozialkritische oder politische Themen auf, blieben inhaltlich also auch nicht nur an der Oberfläche oder humoristisch. Von Superhelden, lustigen Katzen über geschichtliche Aufarbeitung oder Politik war inhaltlich in Comics alles möglich und umsetzbar. Comics können auch Spiegel der Zeit sein. O spielt oft auch der Kontext der Zeit eine bedeutende Rolle zum Verständnis der jeweiligen Bildergeschichte.

Auch Museen zeigen immer öfter Ausstellungen, die das Thema Comic aufgreifen. Auch Künstler nutzten die Form des Comics, so mischte Roy Lichtenstein in der sogenannten PopArt Zeit, Elemente des Comics für seine Bilder und erlangte Kultstatus. Eigentlich bleibt dem ja nichts mehr hinzuzufügen. Comics sind Kunst, kein Kinderkram, kein Quatsch und müssen auch keine triviale Unterhaltung sein.

Wir werden Euch bald auch einen Comic Zeichen Kurs anbieten und freuen uns schon sehr darauf. Meldet Euch bei uns für weitere Infos. Es folgen auch welche hier auf der Seite. Die Dozentin wird unsere Kristina sein.

1 Scott McCloud

2 Johann Wolfgang von Goethe

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